Historie

 Wir feiern 350 Jahre Bergkapelle in Erolzheim:

1040

Erolzheim wird erstmals in einer von König Heinrich III. auf der Bodenseeinsel Reichenau ausgestellten Besitzurkunde für das schweizerische Kloster Einsiedeln aufgeführt.

1594

Erolzheim wird nach wechselvollen Jahrhunderten unter der Herrschaft der Herren von Erolzheim und den Gebrüdern von Welden an Konrad den Älteren von Bemmelberg abgetreten. Mit dem Tod von Alois Sebastian von Bömmelberg im Juli 1826 erlischt sein Geschlecht

1670

„Gott dem Allmächtigen und seiner höchstgebenedeiten Mutter Maria zu Lob und Ehr“. Das war das Bauanliegen des Leopold Wehinger. Er war Sekretär des Rittergutsbesitzers Freiherr von Bömmelberg auf Schloss Erolzheim. Die Marienkapelle „Maria im Busch“ beschränkte sich auf den heutigen Chorbereich der Wallfahrtskapelle. Neben der Kapelle wurde gleichzeitig eine Eremitage erbaut. Schon bald wurde die Kapelle zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort.

1795

Der Zustrom der vielen Wallfahrer machte 125 Jahre später die Erweiterung der Kapelle um das Langhaus in westlicher Richtung erforderlich. In der Chronik heißt es, dass der damalige Kapellbruder, Eremit Gebhard Rapp, die Kosten der Erweiterung durch eifrige Spendensammlung erbracht hat.

1830

Freiherr Friedrich Ludwig von Bernhard erwirbt den Herrschaftsbesitz von Erolzheim und wird Grundherr und Patronatsherr von Schloss Erolzheim und somit auch Eigentümer der Wallfahrtskapelle “Maria im Busch”.

1838

Verstarb mit nur 29 Jahren Amalie, geb. Gräfin von Montjoye (1809-1838), die Gemahlin des damaligen Erolzheim Schlossbesitzers Friedrich Ludwig Bernhard, Freiherr von Bernhard (1801-1871). Sie wurde vor dem seitlichen Eingang zur Wallfahrtskapelle beigesetzt. Über ihrem Grab wurde ein 4,60 m hohes Denkmal aus Carrara-Marmor errichtet mit dem 2 m hohen Standbild „Maria mit dem Kinde“ vom Münchner Künstler Josef Otto Entres (1804-1870).

1842

Das Grab der Amalie wurde mit einer neugotischen Grabkapelle überbaut, im rechten Winkel zur alten Wallfahrtskapelle. Seitdem führt der Zugang zur Wallfahrtskapelle nur noch durch die Grabkapelle. Die Inschrift über dem Eingangsportal lautet “Feriam vobiscum pactum sempiternum – Ich will einen ewigen Bund mit Euch schließen”. Die einstigen Abdeckplatten der Gräber der Familie von Bernhard schmücken seit der Renovierung von 1960 die Wände der Grabkapelle.

1843

Auf Ersuchen des trauernden Gatten wurde der Kapellenberg katasteramtlich in Frohberg umbenannt, im Gedenken an den Geburtsnamen der Verstorbenen: Montjoye – der fröhliche Berg! Bei der Erolzheimer Bevölkerung hat sich jedoch bis in die heutige Zeit der Kapellenberg als Name durchgesetzt.

1847

Jakob Speth (1820-1856), Maler aus Dietenheim, schuf die heute noch in Bestzustand erhaltenen Deckengemälde in der Wallfahrtskapelle in Freskotechnik. Dabei werden die Farben auf den noch feuchten Putz aufgetragen und gehen mit diesem Putz eine intensive Verbindung ein. Bei der Renovation 2009 nach 162 Jahren wurden die Gemälde nur vom Staub gereinigt und lediglich ein paar kleine Fehlstellen ausgebessert.
Dargestellt sind im Langhaus der Tod, die Himmelfahrt und die Krönung Mariens, im Altarraum Mariä Verkündigung durch den Erzengel Gabriel.
In den zehn kleinen Feldern sind die Tugenden dargestellt: auf der Westseit: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde; auf der Ostseite Güte, Sanftmut, Treue, Müßigkeit, Keuschheit.

1871

Der zu Schloss Erolzheim gehörende Frohberg/Kapellenberg geht in den Besitz der Gemeinde. Jedoch behielt die Familie von Bernhard das Bestattungsrecht in der Gruft.

1881

Die Pfarrgemeinde Erolzheim erwirbt die Kapelle samt 1,5 Morgen Areal zum Preis von 400 Mark aus dem verpfändeten Nachlass der Erben von Friedrich Ludwig von Bernhard.

1881

Den 12. Juni 1881 nennt das Gemeindearchiv als den Tag, an dem die Kreuzwegstationen von der Pfarrkirche St. Martinus hinauf auf den Kapellenberg feierlich geweiht wurden. Seit dem Jahr 1873 wurden die 14 Kreuzwegstationen von Privatleuten gestiftet und entlang des rund 600 m langen Anstiegs errichtet. In den steinernen Nischen der 13 neugotischen Stationen befinden sich Zinktafeln, die vom Ochsenhausener Lehrer und Kunstmaler Wilhelm Freudenreich (1822-1885) gemalt wurden, denen angeblich eine Komposition nach den Erscheinungen der seligen Anna Katharina Emmerick zugrunde liegt. Die 14. und letzte Station ist eine imitierte Tropfsteingrotte mit einem vom gebürtigen Erolzheimer Bildhauer Friedrich Thuma (1829-1882) geschnitzten “Christus im Grabe”.

1960

Durch die Initiative von Adelbert Moll, ein in Düsseldorf lebender gebürtiger Erolzheimer, wurden die beiden Kapellen 1960 – 1962 renoviert und den gottesdienstlichen Erfordernissen bzw. Vorstellungen dieser Zeit angepasst. Leider wurden dabei auch zahlreiche Votivtafeln, einige Statuen und Halbreliefs aus den Kapellen entfernt und ihr Verbleib ist bis heute unbekannt. Das in der Mitte der Gruftkapelle stehende Grabmal wurde zerlegt und die von Entres geschaffene Madonna in die vordere Ecke der Gruftkapelle platziert. Die übrigen Teile des Grabmahls wurden als Auffüllmaterial im Außenbereich verscharrt. Bei der Renovation 2009 wurden einige Teile davon wieder gefunden und draußen im Hof aufgestellt. Die baufällige Eremitage wurde abgebrochen und durch ein etwas größeres Gebäude an gleicher Stelle ersetzt.

2007

Die Bergkapelle ist in einem schlechten Zustand und erfordert dringende Hilfe. Der Förderverein “Freunde der Bergkapelle Erolzheim e.V.” wird am 13.04.2007 gegründet. Der Zweck des Vereins ist die ideelle und finanzielle Förderung und Pflege der Bergkapelle Erolzheim als christlicher Wallfahrtsort und Kulturstätte sowie der zur Bergkapelle hinführenden Kreuzwegstationen. Mit der Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Erolzheim wird am 27.04.2007 ein Überlassungsvertrag geschlossen. Seit diesem Tag ist der Förderverein Besitzer der Bergkapelle und kann Fördermittel aus dem Denkmalschutz und der Denkmalstiftung erhalten. Zahlreiche Ehrenamtliche tragen bis heute unentgeltlich zum Erhalt dieses Kulturdenkmals bei.

2009

Am 08.04.2009 wird mit der Renovierung der Bergkapelle begonnen. Zuvor mussten zahlreiche bürokratische Hürden überwunden werden. Treibende Kraft und Organisator der Renovierungsarbeiten ist Erich Zoller, bis 2017 der 1. Vorsitzende des Fördervereins. Schnell stellt sich heraus, dass besonders das Dachgebälk in einem sehr schlechten Zustand ist und die Türme wohl in absehbarer Zeit zusammengestürzt wären. Unter Leitung von Bauingenieur August Schädler und mit Beratung von Denkmalamt und Landratsamt, sowie dem großen Engagement des Kirchenmalermeisters und Restaurators Meinrad Kopp aus Emerkingen, wurde die Renovation von örtlichen Handwerkern und der Firma Kopp in der Rekordzeit von 4 Monaten durchgeführt. Die Arbeiten konnten jedoch nur deshalb so schnell erledigt werden, weil tagtäglich freiwillige Helfer auf der Baustelle tätig waren. 3.200 Arbeitsstunden wurden unentgeltlich von 4 Frauen und 82 Männern geleistet. Die Kosten beliefen sich auf € 372.000,-, wovon € 182.000,- von Denkmalamt, Denkmalstiftung, Diözese Rottenburg, Kath. Kirchengemeinde Erolzheim und Gemeinde Erolzheim übernommen wurden. € 190.000,- konnten die Freunde der Bergkapelle Erolzheim e.V. als Spenden einsammeln.

2009

Am 30.08.2009 wird die Wallfahrtskapelle von Weihbischof Thomas M. Renz gesegnet und ihrer heutigen Bestimmung übergeben. An jedem 1. oder 2. Sonntag im Monat finden seitdem Abendgottesdienste statt, zu denen wir neben zahlreichen Besuchern auch viele Zelebranten das Jahr über begrüßen dürfen und dafür herzlich danken.

2010

Die Eremitage wurde als Pilgerstube und Pilgerherberge ausgestattet. Ehrenamtliche Wirtsleute bewirten seitdem an Samstagen und Sonntagen von 13:30 bis 17:00 Uhr unsere zahlreichen Besucher. Die Erlöse aus dem Verkauf von Kaffee und den gespendeten Kuchen sind wesentlicher Bestandteil zur Deckung der laufenden Kosten für die Bergkapelle (Unterhalt, Renovation, Pflege, Versicherung, Heizung, Strom, etc.) sowie für die zusätzlichen Aufgaben des Vereins wie Erhalt der Kreuzwegstationen und neue Installationen wie die Stelen auf dem Martinus-Themenweg der Via Sancti Martini.

2011

Die Via Sancti Martini von Szombathely in Ungarn nach Tours in Frankreich führt auch durch die Diözese Rottenburg-Stuttgart und von Bonlanden kommend über die Bergkapelle zur Pfarrkirche St. Martinus unten im Dorf. In Erinnerung an die Eröffnung dieses Pilgerweges durch Bischof Dr. Gebhart Fürst wurde eine Plakette an der Eremitage angebracht.

2012

Der Oberschwäbische Pilgerweg führt mit der Schleife 5 über den Erolzheimer Kapellenberg.

2012

Der Wanderweg mit seinen Treppenstufen aus alten Eisenbahnschwellen von der Kapelle zum südlich gelegenen Aussichtspunkt war in einem desolaten Zustand. Neue Treppen mussten her und Hilfe dafür kam durch die Heeresflieger aus Laupheim. Mit dem Großhubschrauber CH53 wurden mit einer fliegerischen Meisterleistung die vier jeweils 3,2 t schweren Betonfertigteile zentimetergenau auf den vorbereiteten Fundamenten abgesetzt.

2013

Die wesentlichen Renovierungsarbeiten an der Bergkapelle und der Eremitage sind abgeschlossen. Auch eine 196 m lange durch den Berg gebohrte neue Entwässerungsleitung ist vollendet. Insgesamt hat der Förderverein bis zum Jahresende € 495.000,- investiert und dafür € 185.000,- Zuschuss und € 310.000,- Spenden und Erträge aus der Pilgerstube gesammelt. Der Dank gilt an dieser Stelle nicht nur allen Gönnern und Spendern, sondern vor allem den Ehrenamtlichen, die mit ihrem Engagement zum Erhalt dieses Kulturgutes beigetragen haben und dies auch in Zukunft tun.

2018

Wind und Wetter haben den 13 neugotischen Kreuzwegstationen aus den Jahren 1873-1881 zugesetzt und die historischen bemalten Zinktafeln waren durch Witterungseinflüsse, insbesondere Sonneneinstrahlung stark reduziert. Eine umfangreiche Sanierung wurde notwendig. Ausgeführt wurden die Steinsanierungen durch die Firma Hatzelmann aus Dettingen und die umfangreiche Restaurierung der Bildtafeln durch den Holzheimer Kirchenmalermeister Johannes Riggenmann. Die Kosten von über € 10.000,- konnten wir durch Zuschüsse der Stiftung Wegzeichen und der Gemeinde Erolzheim, vor allem aber durch Spenden von zahlreichen Privatleuten und Firmen sowie über die Erlöse aus der Pilgerstube stemmen. Auch hier wurden wieder viele Arbeitsstunden von Ehrenamtlichen geleistet.

2019

Bei der Bergmesse am 23.06.2019 wurden die neuen Martinusweg-Stelen entlang der Via Sancti Martini durch Weihbischof Matthäus Karrer geweiht. Sie begleiten den Pilger auf dem Martinusweg die letzten 300 Meter hoch auf der Südseite des Kapellenberges. Prälat Werner Redies ist Verfasser der Bildtafeln, die an den Stelen angebracht sind und aus dem Leben des Heiligen Martinus berichten. Gemeinsam mit Achim Wicker, Geschäftsführer der St. Martinus-Gemeinschaft Rottenburg-Stuttgart e.V. haben die Freunde der Bergkapelle Erolzheim e.V. die Idee dieser Martinusweg-Stelen entwickelt. Entworfen und gefertigt wurden die Stelen, die das Bildmotiv der Via Sancti Martini plastisch aufgreifen, vom Marktoberdorfer Künstler Leonhard Balthasar Menter aus unbehandeltem Rohstahl, der mit Säure zum Rosten gebracht wurde. Ungeschützt sind sie der Sonne und dem Regen genauso ausgesetzt wie ein Pilger auf dem Martinusweg. Finanziert wurden die Stelen von der St. Martinus-Gemeinschaft, die Fundamente von der VR-Bank Laupheim-Illertal. Die gesamte Handarbeit wurde wieder von treuen Ehrenamtlichen unentgeltlich geleistet. Bagger und Traktoren stellten Ortsansässige kostenfrei zur Verfügung.

2020

Wir feiern 350 Jahre Bergkapelle Erolzheim und danken unserem Herrgott, dass er über diese lange Zeit stets seine schützende Hand über diesen besonderen Wallfahrtsort gehalten hat.

Gott, du Schöpfer aller Dinge, erhöre unser Gebet:
Halte Ungewitter und Hagel, Überschwemmung und Dürre, Frost und alles, was uns schaden mag, von uns fern.
Schenke uns alles, was wir zum Leben brauchen.
Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. Amen!

2023

Nach der schweren Zeit der Corona-Pandemie, in der das Abhalten von Gottesdiensten in der Bergkapelle auf diözesane Anordnung nicht möglich war, kehren wir wieder zu unserem gewohnten Rhythmus von monatlichen Gottesdiensten zurück. Auch dürfen wir unsere Pilgerstube und Pilgerherberge wieder betreiben. Leider werden die ehrenamtlichen Wirtsleute von Jahr zu Jahr weniger und so müssen wir unsere Öffnungszeiten reduzieren und haben fortan die Pilgerstube nur noch an den Sonntagen geöffnet.